Die Legends Parade zählt jedes Jahr zu den Highlights des F1-Wochenendes. Gleich sechs deiner Motorsport-Idole werden am 02. Juli in Geschossen der CanAM-Serie über den Red Bull Ring heizen. Freu dich auf wohlklingende Namen wie McLaren, Lola oder BRM. Von 1966 bis 1974 degradierte die damals spektakulärste Rennserie der Welt selbst die Formel 1 zu einem Spiel mit Tretautos. Alles war möglich, alles war erlaubt, es gab nahezu keine Grenzen. Das Reglement sah kein Hubraumlimit vor, dafür Autos mit Turbolader oder Kompressor. Andere technische Restriktionen bestanden de facto nicht. Die Autos brauchten theoretisch zwei Sitze, eine Karosserie, welche die Räder umschloss, und einen Überrollbügel.
Wenn die Retro-Raketen nicht fahren, sind sie im Legends Zelt in der F1 Fan Zone ausgestellt. Bis Sonntag kannst du dir die Boliden des nordamerikanischen Canadian American Challenge Cup (CanAm) aus nächster Nähe bestaunen.
Konstruiert vom legendären F1-Designer Tony Southgate für den britischen Rennstall BRM, zählt der Bolide zu den ultimativen CanAm-Fahrzeugen der 70er Jahre. Pilotiert wurde der Wagen vom mexikanischen Nationalhelden Pedro Rodriguez (Bestes Rennergebnis: Platz 3 beim Los Angeles Times Grand Prix). Das Nachfolgermodell, der BMR P167, ging bei der Interserie – dem Gegenstück zur CanAm an den Start. Am Steuer saß der 29-jährige Österreicher Helmut Marko. Entsprechend kann es auch keinen anderen geben, der den legendären BRM 157 bei der Legends Parade am Spielberg pilotiert als der Red Bull-Motorsportberater. Übrigens: Der BRM 157 war auch schon auf dem Österreichring unterwegs, nämlich am 9. Juli 1972 im Rahmen der Interserie mit David Hepworth am Steuer.
Der M8C wurde 1970 beim britischen Autohersteller Trojan gefertigt. Erstbesitzer war der kanadische Geschäftsmann und Motorsport-Sponsor Dave Billes. Das C in der Typbezeichnung steht für „Customer“ – John Cordt erzielte im Kundenfahrzeug sensationelle Ergebnisse und übertrumpfte gelegentlich auch die übermächtigen Werks-McLaren gesteuert von Bruce McLaren und Denny Hulme. In den 80er Jahren ging der McLaren M8C in der neugegründeten Supersport Series in England an den Start und gewann die Serie zwei Mal (1992, 2000). Harry Read, einer der letzten Gentleman Driver, kaufte den Boliden im Jahr 2001. Nach seinem Tod 2018 ging der M8C an seinen Sohn, der ihn erfolgreich in der CanAm Serie einsetzte. Bei der Legends Parade pilotiert den McLaren M8C der frühere F1-Pilot Alexander Wurz.
Viel ist über die Herkunft des Rennwagens nicht bekannt. Die Chassis Nummer ist dem Hersteller Shelby American McLaren zugeordnet, der 1968 mit dem M6 in der CanAm-Series antrat. Statt des kleinen Chevrolet-Motors setzte Roger Penske im M6B für seinen Fahrer Mark Donohue als Erster den Big-Block-Motor ein. Nach einem massiven Unfall stand der McLaren M6 jahrelang in der Garage. Heute steht der McLaren M6 wieder in der Startaufstellung der CanAm-Rennserie. Am Red Bul Ring wird sich David Coulthard hinter das Steuer setzen. Übrigens: Der legendäre Rennwagen war auch beim Red Bull Ring Classics Anfang Juni am Start.
Der Lola wurde auf den Grundlagen des Lola Mk IIIB Coupé entwickelt. Während die Konkurrenz an Gewicht und Größe zulegte, blieb die Konstruktion des Lola T165 relativ leicht und wendig. Lautete die Prämisse von Bruce McLaren „Make it nice and simple“, vertrat Lola-Chef Eric Broadley das Gegenteil. In den richtigen Fahrerhänden war der Bolide durchaus Kandidat auf Top-Platzierungen. Als klar wurde, dass der Wagen die beste Zeit hinter sich hatte, konstruierte Eric Broadley den Lola T222, gefolgt vom T260 und dem Lola T310. Keines der Fahrzeuge hatte Ähnlichkeit mit dem Vorgängermodell, – was viele als Grund sehen, warum Lola in Sachen Erfolg von McLaren in den Schatten gestellt wurde. Während der Legends Parade wird Mark Webber den Boliden fahren.
Berichten zufolge wurde der McLaren M8F im Winter 1971/72 vom Kanadier Lothar Motschenbacher konstruiert und nach einem schweren Rennunfall in der Garage abgestellt. Der ehemalige Le Mans-Pilot Paul Canary holte den McLaren M8F wieder hervor und brachte ihn auf den neuesten Stand. Durch die Hände von Paul Lazante, Teamchef des 1995 in Le Mans siegreichen McLaren F1, kam der Bolide zu seinem jetzigen Besitzer Peter Schleifer. Bei der Legends Parade sitzt Juan Pablo Montoya hinter dem Steuer des McLaren M8F.
Der McLaren M8F gilt als eines der letzten Kundenautos von McLaren und brannte bei einem Rennen in Sears Point (USA) fast vollständig ab. Die Restaurierung des Boliden dauerte viele Jahre und war erst in den 90er Jahren abgeschlossen. Die erste Probefahrt mit dem restaurierten McLaren M8F absolvierte George Follmer. Sein Fazit: „Dieser McLaren stammt aus der Hölle.“ Das hält den niederländischen Rennfahrer Michiel Campagnie nicht davon ab, den Wagen in der CanAm-Serie einzusetzen. Am Spielberg pilotiert Jos Verstappen den „McLaren aus der Hölle“.