Er ist der aktuell schnellste Mann auf der Red Bull KTM, hat auf dem Red Bull Ring im letzten Jahr mit einem sensationellen Move gewonnen und brennt nach der Sommerpause wieder aufs Rennfahren: Exklusiv-Interview mit Miguel Oliveira
Wenn du die Augen schließt und an den Red Bull Ring denkst: Was siehst du?
Die orange KTM-Tribüne und dahinter der gigantische Stier aus Metall. Ein ikonisches Bild, das es so nur am Red Bull Ring gibt.
Apropos orange Tribünen: Ist Österreich dein eigentliches Heimrennen, oder doch eher Portugal?
Es ist schon Portugal. Ich bin in Portugal geboren, und mit der eigenen Landesflagge in der Auslaufrunde herumzufahren, gerade nach einem Sieg, ist mit nichts zu vergleichen. Aber natürlich habe ich durch KTM und Red Bull ein besonderes Verhältnis zu Österreich. Ich würde sagen, es ist mein zweites Heimrennen. Beziehungsweise: Mein zweites und drittes (lacht).
Das erste Rennen auf dem Red Bull Ring im letzten Jahr ist für dich mit dem Ausfall gar nicht nach Plan gelaufen. Das zweite hast du dann prompt gewonnen. Was ist in dieser einen Woche passiert? Wie hast du es geschafft, dich mental umzuprogrammieren?
Ich war zornig. Ich bin ja mit meinem Teamkollegen kollidiert, und sowas ist nie gut. Ich habe diesen Ärger, diesen Zorn als Energiequelle für den zweiten GP am Red Bull Ring genutzt.
Den du dann mit deinem legendären Manöver in der Zielkurve gewonnen hast, bei dem du Jack Miller und Pol Espargaro in einem Zug überholt hast. Was ist da in dir vorgegangen?
Das war ein ganz normales Manöver, technisch nichts Spezielles. Speziell war nur, dass ich ruhig bleiben und das Ding eiskalt durchziehen musste, während sich die Kollegen in der Zielkurve erwartungsgemäß in die Quere gekommen sind.
Denkst du noch oft an die Szene?
Nein, nicht oft. Mit kommt vor, dass sich meine Umgebung öfter daran erinnert als ich. Verständlich – es war ein unerwarteter Move am Höhepunkt von zwei Wochen MotoGP am Red Bull Ring. Überholmanöver in der letzten Kurve sind genau das, was Fans sehen wollen. Das läuft dann im TV auf Endlos-Wiederholung und gehört zu den Highlights in den Renn-Zusammenfassungen. Was den Red Bull Ring für mich speziell macht: Ich habe hier das erste MotoGP-Rennen meines Lebens gewonnen. Das wird für mich immer im Gedächtnis bleiben.
Hast du eine Lieblingskurve am Red Bull Ring?
Die letzten beiden. Die sind richtig cool.
KTM hat in den letzten Rennen vor der Sommerpause einen großen technischen Sprung gemacht. Was können sich Fans am Red Bull Ring sportlich erwarten?
Ich bin zu 100% fokussiert, das Team detto. Es wird darum gehen, schon in den ersten Trainings ein gutes Setup zu finden. Wenn dabei am ersten Wochenende ein Sieg rausschaut – fein. Wenn nicht, greifen wir am zweiten Wochenende nochmal an.
Gibt es neue Teile am Bike?
Nur Kleinigkeiten, nichts Gravierendes. Der ganz normale Output des Test-Teams, das ständig versucht, unsere KTM schneller zu machen.
Was können wir uns vom Wildcard-Start eures Testfahrers Dani Pedrosa erwarten?
Ich bin sicher, dass er nach dem Rennen genauer weiß, was das Bike braucht, wo wir es verbessern können. Und vermutlich wird er auch die Kommentare von uns Fahrern besser einordnen können. All das sollte der technischen Weiterentwicklung zugutekommen.
Wann würdest du den Red Bull Ring nach den beiden Rennen happy verlassen?
Nach zwei Siegen! Nein, es ist schwierig es an Ergebnissen allein festzumachen. Dazu ist MotoGP einfach zu eng. Ich werde happy sein, wenn ich danach in den Spiegel schaue und weiß, an beiden Wochenenden 100 Prozent gegeben zu haben.