Wir treffen Gottfried Grasser vor dem Team-Truck und sofort fällt uns auf, dass das Motorhome deutlich größer ist als alle anderen. Zufall oder kommt es manchmal doch auf die Größe an? „Viele Teams haben ihr Motorhome zur Show, unseres ist ein wirkliches Arbeitstier“, beteuert Grasser. Das Motorhome ist kein Geringeres als das von Brawn GP aus dem Jahr 2007. „Nachdem Brawn GP im ersten Jahr Weltmeister geworden ist, dachte ich mir, es kann nicht schaden, wenn wir uns den Truck anschaffen. Das ist ein gutes Omen“, verriet Grasser.
"Ich bin ein Frühaufsteher. Für mich gibt es nichts Schöneres, als einen Sonnenaufgang zu sehen. Zu Hause habe ich einen Raum, der extra nach Osten ausgerichtet ist und eine große Glasfront besitzt. Entsprechend genieße ich es sehr, dass wir jetzt zu Hause in der Steiermark fahren. Mein Ritual am Rennwochenende sieht daher so aus: früh aufstehen, ein bisschen lesen, der Sonne zuschauen und dabei einen Kaffee trinken. Ohne den geht es nicht." Und soweit wir sehen konnten, ist der Kaffee auch im Verlauf des Tages sein bester Buddy.
Ich komme um ca. 07:30 an der Strecke an und dann geht es auch gleich mit dem ersten Briefing los. Wir treffen uns mit den Renningenieuren und Technikchefs, um die Abstimmung für die Autos zu besprechen. Das Briefing ist extrem wichtig, denn wir haben vier Autos auf der Strecke und es ist entscheidend, dass jeder weiß, was der andere macht.
Mirko Bortolotti wird im Qualifying Sechster.
Nach der Session setzen wir uns nochmals zusammen und besprechen die einzelnen Ergebnisse. Es wird sich angeschaut, was gut und was schlecht lief. Der zentrale Punkt ist hier TEAMWORK. Jeder muss mit jedem zusammenarbeiten und sich austauschen. Ich agiere als Bindeglied, denn im Motorsport hat man eine Ansammlung von den größten Alpha-Tieren. Mein Job ist es zuschauen, dass die Alpha-Tiere zusammenarbeiten.
Medientermine machen mir insofern Spaß, weil je mehr die Medien über die DTM berichten, umso mehr Fans kommen an die Rennstrecke. Vor allem wenn ein Termin die Fans einbezieht wie der Pitwalk, sind wir als Team sofort dabei – denn ohne die Fans wären wir alle nicht hier. Das vergessen viele! Hier sind wir wieder bei den Alpha-Tieren in diesem Sport – Fahrer sowie Teammitglieder, die PR-Sachen überhaupt nicht mögen, aber sie müssen verstehen, dass das Konzept Motorsport immer als Ganzes gesehen werden muss.
Grasser-Pilot Mirko Bortolotti fuhr im ersten Rennen am Samstag auf das Podest. "Nach dem Rennen setzen wir uns wieder mit den einzelnen Teams der vier Autos zusammen. Es werden die verschiedenen Daten zusammengeführt", verrät Grasser.
Um diese Zeit sind die Mechaniker schon fast fertig und es wird im Fahrerlager ruhig. Das ist genau der Zeitpunkt, wo wir uns mit den Ingenieuren zum Strategie-Meeting treffen. Das ist bereits zum Ritual in unserem Team geworden und dauert meistens bis 22:00 Uhr. Wir werten verschiedene Rennen aus, schauen uns an, was im Vorjahr passiert ist und versuchen daraus für dieses Jahr zu lernen. Mir ist es wichtig, dass alle bei dem Meeting dabei sind, denn die besten Ideen kommen dann zustande, wenn viele Köpfe zusammensitzen.
Die Homebase des Teams ist nur wenige Kilometer vom Red Bull Ring entfernt, entsprechend fällt die Heimfahrt für den Teamchef kurz aus. Und heute heißt es für Grasser Racing wieder VOLLGAS.